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Zukunft der Förderschule

Förderschulen machen nicht alles richtig

Der deutschen Förderschule wird immer wieder der Vorwurf gemacht, dass das Schulsystem behinderte Kinder ausgrenze. Die UNO-Konvention stärkt Rechte der Eltern. Doch die Abschaffung der Förderschule wird immer lauter verlangt.

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In Deutschland werden fast eine halbe Million (408.000) Kinder und Jugendliche sonderpädagogisch gefördert. So groß wie in Deutschland ist der Anteil der getrennt unterrichteten Schüler in kaum einem anderen Industriestaat: Nur 15,7 Prozent der Schüler mit besonderem Förderbedarf lernen gemeinsam mit Nicht-Behinderten in einer Regelschule. In Skandinavien lernen vergleichsweise 90 Prozent zusammen, egal ob sie lern-, körper- oder geistig behindert sind.

Das völkerrechtliche Abkommen (2009) könnte die Förderschule unnötig machen. Fast alle Kinder würden dann so wie in Skandinavien oder Italien gemeinsam in eine Klasse gehen. Doch die deutschen Kultusminister wissen nicht, was zu tun ist und gründen zunächst eine Arbeitsgruppe und die Bundesregierung signalisiert, dass sich wenig ändern werde.

Wobei Artikel 24 der UN-Konvention fordert, für behinderte Menschen „ein integratives Bildungssystem auf allen Ebenen und lebenslanges Lernen“ zu schaffen. Die Vertragsstaaten verpflichten sich, Behinderten den „Zugang zu einem integrativen, hochwertigen und unentgeltlichen Unterricht an Grundschulen und weiterführenden Schulen" zu ermöglichen.

Förderschule fördert nicht

Gegner der Förderschule, allen voran Hans Wocken, Hamburger Professor für Pädagogik, weisen immer wieder darauf hin, dass eine Trennung von behinderten und nicht-behinderten Schülern nur zu einer weiteren Ausgrenzung und Stigmatisierung führe. Zumal auch Regelschulen vielfältige Schutzräume anbieten können. Hans Wocken belegt in einer Studie, dass die Förderschule Kinder dümmer mache, als sie sind. Der Wissenschaftler hat empirisch nachgewiesen, dass die Leistungen der Schüler umso schlechter sind, je früher sie auf eine Förderschule gehen und je länger sie dort verweilen.

Die Förderschule verzögert die Entwicklung

„Die frühzeitig eingeschulten, schwächeren Förderschüler verharren auf ihrem niedrigen Niveau und sind weder in den Schulleistungen noch in der Intelligenz mit jenen Schülern konkurrenzfähig, die noch einige Jahre in der allgemeinen Schule verbleiben konnten und erst spät zur Förderschule wechseln. Diese Positionsstabilität der schwachen Schüler mit Lernbehinderungen spricht unzweifelhaft gegen eine kompensatorische, rehabilitative Wirksamkeit der Förderschule.“ (Hans Wocken 2005).

Dadurch verlangsamt sich die Intelligenz- und Lernentwicklung und die Entwicklung eines positiven Selbstkonzeptes Förderschülers. Die Kritiker fordern daher eine nichtaussondernde allgemeine Schule für alle. Eine Schule in der jedes Kind in seiner Unterschiedlichkeit wertgeschätzt und unter Einbeziehung der sonderpädagogischen Förderung individuell gefördert wird.

Gut gemeint, ist nicht immer gut gemacht

Viele Schüler ‚landen‘  auf einer Sonderschule ohne wirklichen Bedarf zu haben, beziehungsweise ohne adäquat gefördert werden zu können: 84 Prozent aller Kinder mit „sonderpädagogischem Förderbedarf" – ob blind, taub, lern-, geistig- oder körperbehindert, kommen auf eine Förderschule: Wer beispielsweise eine motorische Behinderung hat, ist noch lange nicht im Denken behindert und braucht damit eine andere Förderung als Schüler mit einer geistigen Behinderung.

Wer einmal auf einer Förderschule ist, kommt nur schwerlich wieder ins Regelschulsystem, so eine andere Kritik. Deutschland ist  im Aussortieren Spitzenreiter im internationalen Vergleich: Im EU-Durchschnitt werden rund 80 Prozent der Kinder mit Behinderung an Regelschulen unterrichtet und Italien hat die Sonderschulen sogar ganz abgeschafft.

Abschlüsse auf der Förderschule

Wer eine Förderschule besucht, verlässt diese ohne Abschluss, da es keinen gültigen Abschluss gibt. Die Förderschüler bekommen ein Teilnahmezertifikat. Damit sind ihre Chancen auf einen akademischen Abschluss im Allgemeinen äußerst gering. Nur 0,2 Prozent aller Schüler erreichen nach der Förderschule noch das Abitur. 77 Prozent der Förderschüler schaffen nicht einmal den Hauptschulabschluss und gehen als Schulabbrecher in die Statistik ein. So bleibt vielen nach der Schule nur, in einer Behindertenwerkstatt zu arbeiten.

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Ort: Hamburg

Bundesland: Hamburg

Schulart: Gymnasium

Besonderheiten: Ganztagsschule mit handlungsorientiertem und fächerübergreifendem Unterricht, EU-Projekte und Berufsorientierung