Schulische Ehrenrunden sind ‚beliebt‘, verschlingen aber Unsummen
Schulische Ehrenrunden sind ‚beliebt‘, verschlingen aber Unsummen
Nirgends sonst ist das Sitzenbleiben so verbreitet wie in Deutschland: 931 Millionen Euro, also fast eine Milliarde Euro, kostet das Sitzenbleiben des Nachwuchses den Steuerzahler. Dabei belegen Studien, dass die Wiederholung der Klasse nicht mit pädagogischen Erfolgen verknüpft ist.
Der Bildungsforscher Klaus Klemm hat im Auftrag der Bertelsmann Stiftung die Kosten für das Sitzenbleiben berechnet und kam zusätzlich zu dem Ergebnis, dass sich bei den Sitzenbleibern zudem keine schulischen Verbesserungen einstellen würden. Sogar die Klassengemeinschaft profitiere nicht vom Aussortieren, das die Leistungen in der Klasse dadurch homogener würden.
Laut der Studie haben 23,1 Prozent der 15-Jährigen Schüler bereits mindestens einmal eine Klasse wiederholen müssen. Unterm Strich bedeutet der inflationäre Gebrauch des Sitzenbleibens hohe Kosten für den Steuerzahler, die umgangen werden könnten, würde eine rechtzeitige, individuelle Unterstützung und Förderung der betroffenen Schüler wirksam werden. Klassenwiederholungen sollten eher für Ausnahmesituationen wie bei einer längeren Krankheitsphase des Schülers vorbehalten sein.
In Zahlen ausgedrückt kommt Deutschland im Schuljahr 2007 / 2008 auf eine Viertelmillion Sitzenbleiber an allgemeinbildenden Schulen. Dabei fällt auf, dass es zwischen den einzelnen Bundesländern erhebliche Unterschiede gibt: In Baden-Württemberg wiederholen 1,7 Prozent der Schüler eine Klasse, in Bayern jedoch 3,6 Prozent. Ebenso auffällig ist, dass in Grundschulen 1,3 Prozent der Schüler sitzenbleiben, wohingegen es in Realschulen 5,0 Prozent sind.